Wie eine Pflegefachkraft zur Pflegedienstleitung wurde – und was Menschlichkeit damit zu tun hat - Kreisverband Brilon e.V. & Tochtergesellschaften
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Wie eine Pflegefachkraft zur Pflegedienstleitung wurde – und was Menschlichkeit damit zu tun hat

Im Dezember 2019 tritt Katharina Frese nach der zweiten Elternzeit ihre Stelle als Pflegefachkraft im DRK Seniorenzentrum Haus am Bomberg in Marsberg an. Und es scheint alles gut zu laufen. Sie freut sich, endlich wieder arbeiten zu können, die Dienste im Schichtsystem sind ihr vertraut und das Arbeitsumfeld passt. Außerdem ist der Alltag zwischen Familie und Beruf gut organisiert.

Doch nur wenige Wochen später, im Februar 2020, bricht ihr Leben plötzlich auseinander: Sie trennt sich von heute auf morgen von ihrem Mann und steht ab sofort allein mit den beiden Kindern da. Der Ältere ist vier, der Jüngere noch im Kleinkindalter. Von einem Tag auf den anderen muss sie alles neu sortieren: das Familienleben, den Alltag – und ihren Job. 

Schichtdienst, Wochenenddienste, kurzfristiges Einspringen: All das ist plötzlich nicht mehr möglich. Und dabei ist sie noch in der Probezeit. 
 „Ich hatte große Angst, dass ich gekündigt werde. Immerhin war ich ohne Partner nicht mehr im Schichtdienst einsetzbar und nur noch vormittags verfügbar. Denn ich musste meine Söhne betreuen“, sagt sie heute. 

Sie sucht das Gespräch mit ihrer Vorgesetzten, Einrichtungsleitung Ulrike Ossig, und schnell wird klar, dass Katharina Frese sich zumindest um ihre Arbeit keine Sorgen machen muss. Denn es geschieht etwas, womit sie nicht gerechnet hat: „Als ich meine Situation geschildert und offen über meine private Situation gesprochen habe, wurde mir sofort signalisiert, dass man mich halten will – dass wir gemeinsam eine Lösung finden.“ 

Und die findet sich tatsächlich. Im Team wird gesprochen, Dienste werden umgeplant. Von da an arbeitet sie werktags von 7:30 bis 14 Uhr – feste Zeiten, planbar und familienfreundlich. Eine Ausnahme im Pflegealltag, möglich gemacht durch Rücksicht, Vertrauen und Kollegialität. “Ich bin dem gesamten Team sehr dankbar für diese Leistung, denn das war für alle nicht einfach und nicht selbstverständlich”, ist sich Katharina Frese über diese Teamleistung bewusst. 

Drei Jahre lang bleibt sie so im DRK Haus am Bomberg in Marsberg als Pflegefachkraft tätig. Sie arbeitet mit den Menschen, managet und betreut ihre Söhne und beginnt parallel, weiter zu denken. „Ich wollte mich entwickeln. Auch, um zu zeigen, dass man trotz schwieriger Umstände wachsen kann.“ 
2023 beginnt sie eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung. Die läuft komplett online und berufsbegleitend. Die Einrichtung stellt sie für den Unterricht frei, Kolleginnen und Kollegen unterstützen sie fachlich wie menschlich. 

Am 1. März 2024 schließt sie die Weiterbildung erfolgreich ab. Seit dem 1. Mai 2024 ist sie nun Pflegedienstleitung in Teilzeit, 32 Stunden pro Woche. Ihre Arbeitszeiten sind geregelt, der Alltag mit ihren Söhnen ist eingespielt. Der Große braucht in der Schule etwas mehr Aufmerksamkeit, der Kleine ist inzwischen größer geworden und ebenfalls Schulkind, was den Alltag für Katharina Frese einfacher macht.  

„Es ist immer noch eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. Aber ich bin finanziell abgesichert, habe Struktur – und vor allem: Ich bin hier im DRK Haus am Bomberg in einem Team, das wie eine Familie ist. Wir halten zusammen, auch in schwierigen Zeiten.“ 

Und auch wenn sie die direkte Arbeit als Pflegefachkraft manchmal vermisst, weiß sie, was sie jetzt bewegen kann – für das Team, für die Einrichtung, für die Menschen, die dort leben. 

Ihre Geschichte zeigt: Wenn Arbeitgeber und Kolleg: innen nicht nur die Rolle, sondern den Menschen sehen, entsteht Raum für Entwicklung. Raum für Perspektiven, auch wenn es im Leben nicht nach Plan läuft. 

Und genau das lebt das DRK Brilon – ganz im Sinne der Grundsätze des Roten Kreuzes.