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Wie erkenne ich frühe Anzeichen des Autismus?

Fortbildung für Erzieher*innen. Die Merkmale kennen und einordnen lernen anhand von Videoaufnahmen

Das Autismus-Therapiezentrum sieht es als ein wichtiges Ziel an, Wissen über Autismus an andere Institutionen und MitarbeiterInnen weiterzugeben, die selber mit Kindern und Jugendlichen und Heranwachsenden mit Autismus und deren Familien zusammenarbeiten.

Bereits zum zweiten Mal fand am 19. Oktober eine Fortbildung für ErzieherInnen statt, die über frühe Anzeichen des Autismus informiert wurden. Es nahmen 25 Erzieherinnen aus umliegenden Kindergärten teil.

Für ErzieherInnen in Kindergärten ist Autismus ein zunehmend wichtiges Thema, vor allem da es immer üblicher wird, Kinder bereits im Alter von unter 3 Jahren ein Betreuungsangebot zu machen. Ein Kind mit Autismus wird mit Autismus geboren. Die Auswirkungen, die diese Störung zeitigt, treten jedoch in der Regel erst im dritten Lebensjahr zutage und sind vor allem im Sozialkontakt sichtbar. In diesem jungen Alter ist für Eltern meist nicht einzuschätzen, dass ihre Kinder Schwierigkeiten haben, sich in eine Gruppe Gleichaltriger einzufinden, weshalb ErzieherInnen häufig Probleme bei Kindern sehen, die Eltern so in ihrem behüteten Umfeld nicht beobachten konnten.

Wichtig ist, dass die Entwicklungsschwierigkeiten des Kindes angesprochen werden und dass die Eltern diese dem Kinderarzt mitteilen, damit er gegebenenfalls eine Überweisung an ein sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) ausstellen kann. Ein SPZ besteht aus einem multiprofessionelles Team, das sich die Kinder unter verschiedenen Gesichtspunkten genauer ansieht. Es gibt in der Regel einen Kinderneurologen, Psychologen, Logopäden und Ergotherapeuten und die Kompetenz zur Autismusdiagnostik.

Besprochen wurde, dass die Kinder häufig drei Jahre und älter sind, bis die Diagnose gestellt wird. Fachlich gesehen ist es aber möglich, die Diagnose noch eher zu stellen, zumal in der Forschung in den letzten Jahren immer mehr Wissen über die frühen Anzeichen des Autismus gewonnen werden konnte.

In der Fortbildung erklärte Herr Dr. Hülsken die entwicklungspsychologischen Hintergründe des Autismus und zeigte anhand von öffentlich zugänglichen Videos an Fallbeispielen die frühen Anzeichen, die auf Autismus bei Kindern hindeuten. Wichtig bei diesen Anzeichen ist im Hinblick für eine Diagnostik, dass ein Anzeichen allein noch keinen Autismus ausmacht. Es ist vielmehr notwendig, dass mehrere Anzeichen gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum beim Kind beobachtet werden können, um von einem ganz dringenden Autismusverdacht auszugehen. Man sollte in jedem Fall versuchen, Autismus so früh wie möglich zu diagnostizieren, da Autismus immer mit Entwicklungsrückständen einhergeht, die erst mit einer entsprechenden Diagnose fokussiert behandelt werden können.

Die in der Fortbildung benannten frühen zehn Anzeichen des Autismus sind die folgenden:

1. „Hand flapping“ bzw. Armwedeln

2. gleichbleibende, ritualisierte Handlungen / bestimmte Abläufe werden eingefordert

3. Kopfanschlagen (sich spüren – stimmings) bei Frustration

4. wenig Sensibilität für die soziale Umgebung  (die zu viele Reize bietet)

5. Umfüllen, Ein- und Ausräumen, gleichbleibende Handlungen

6. emotionale Übererregung / mangelnde Impulskontrolle /   übermäßige Aggression

7. Mangel an Responsivität (auf Nennung des Namens)

8. Vermeidung des Blickkontakts

9. stetes Wiederholungen – verbal – ohne Adressat (Echolalie)

10. Essenschwierigkeiten / Probleme mit bestimmten Texturen

Auch Einschlaf- und Durchschlafprobleme können mit Autismus einhergehen. Autismus hat Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung, auf Sprachentwicklung, die verzögert ist, und auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen: Autisitische Kindern wissen oft nicht, wie man Freundschaften schließt und wenden sich daher in den Kindergärten bevorzugt an die ErzieherInnen oder an niemanden. Sie bleiben oft für sich – was durch die Bezeichnung Autismus der Störung auch den Namen gab.

Zielgruppe: Interessierte, Erzieherinnen und Erzieher und Lehrerinnen und Lehrer, MitarbeiterInnen aus der frühen Förderung und Beratung von Eltern und Institutionen

Veranstaltungsort:  das Autismus-Therapiezentrum des DRK in Brilon, Freiladestr. 13; 59929 Brilon

Datum: Mittwoch, 19. Oktober 2022

Uhrzeit: 14:00 bis 17:00 Uhr

Anmeldung: bitte per E-Mail: atz(at)drk-brilon(dot)de

Kostenbeitrag: 30 €